Dr. Thomas Brotzler
            Fine-Art-Fotografie

            Rundschreiben
            Nr. 10|2014 

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Fotoprojekt "Containerschule Mühlacker"


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kunstfreunde,

im heutigen Rundschreiben möchte ich Ihnen gerne mein neues Fotoprojekt vorstellen.

Mein Dank gilt zunächst Herrn OStD a.D. Wagner, Herrn RStD Kibele, Herrn StD Widder und Frau OStRin Schnauffer für die freundliche Unterstützung des Projekts sowie Frau Trenz vom Amt für Bildung und Kultur des Landratsamtes Enzkreis für die Fotografiererlaubnis im Innen- und Außenbereich.

Alles begann mit einigen Betrachtungen und Überlegungen bei der Vorbeifahrt im Frühjahr: "Eine mächtige Ansammlung von Containern auf zwei Etagen, auf drei Seiten von Gebüsch und Bäumen umgeben, auf der vierten Seite an die im Abriß befindlichen Ziegelwerke angrenzend. Ein geheimnisvolles und verwunschenes Gebilde, wie ein liegender Buchstabe E, zugleich in nüchterner Akkuratesse und silbrigem Schein erstrahlend ... Beherbergungen für Bauarbeiter? Ein UFO gar, welches sich in die schwäbische Provinz verirrte? Oder zu guter Letzt eine nochmalige Erweiterung des Landratsamts, welches zuvor schon ein Jobcenter im Verwaltungsgebäude der ehemaligen Ziegelei eingerichtet hatte?"

Doch nein, viel prosaischer, wie ich alsbald erfuhr: Es handelte sich um ein Provisorium, wenngleich ein recht aufwendiges und wertiges. Dorthin waren Teile der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule Mühlacker, einer gewerblichen Schule des Enzkreises, im Schuljahr 2013/2014 wegen Sanierung des Hauptgebäudes ausgelagert worden. Nicht schlecht sei es dort, erfuhr ich von maßgeblicher Seite der Schule bei meiner Recherche im Vorfeld und der Einholung der Fotografiererlaubnis. Eben nüchtern und funktionell in löblicher Weise, da sich so im Unterrichtsbetrieb Ablenkung mindern und Konzentration fördern ließen. Die Wände seien wohl dünn, aber erstaunlich gut isoliert. Über einen inneren, gefühlsmäßigen Bezug zu den Räumlichkeiten war hingegen wenig zu vernehmen, am ehesten noch im Sinne eines "Wir haben es dort ausgehalten, aber unser Herz hing nicht daran. Nun ist es gut, daß es vorbei ist".

Soweit die Eindrücke im Vorfeld dieses Fotoprojekts, also noch vor den eigentlichen fotografischen Durchgängen. Mein künstlerisches Interesse war geweckt, und ich wollte diesen ´Gesamtkomplex von nüchtern-funktionaler Architektur, üppig wucherndem Umgebungsgrün und gewesenem Unterrichtsbetrieb´ (der Rückumzug stand kurz bevor, die Kartons waren schon gepackt) gerne auf meine Weise begehen und abbilden. Wie mittlerweile bekannt sein dürfte, steht bei meinem Fotoprojekten ja nie eine Dokumentation oder Inventarisierung, sondern immer eine sehr persönliche und gefühlsmäßige Annäherung an das Abgebildete im Vordergrund.

So ergaben sich auch hier ´Bilder´ und ´Erkenntnisse´ als wesentliche Ergebnisse. Mit gewissem Hintersinn könnte man auch von ´bildhaften Erkenntnissen´ und ´mentalen Bildern´ sprechen.

Hinsichtlich der gewonnenen Bilder läßt sich sagen, daß 26 verwertbare Aufnahmen vorliegen, darunter Tag- und Nacht-, Innen- und Außenansichten. Eine Projektseite auf meiner Fotografie-Homepage (siehe auch untenstehender Link 1) zeigt diese in Monitorgröße. Für Sammler und sonstige Interessierte sei erwähnt, daß auch diese Aufnahmen wiederum großformatig und in limitierter Auflage erworben werden können. Was nun die einzelnen Bilder angeht, mögen diese für sich selbst sprechen. Es muß und darf ja auch so sein, daß jeder Betrachter darin eigene Anknüpfungen und Empfindungen vorfindet, so daß ich an dieser Stelle keine schlußgültigen Interpretationen vorgeben möchte.

Von Seiten der gewonnenen Erkenntnisse steht für mich ganz obenauf, daß mir die Containerschule tatsächlich viel weniger belebt erschien wie etwa die Maulbronner Schenkwerke oder die Mühlacker Ziegelei, welche ich zuvor erarbeitet hatte (siehe auch untenstehende Links 2 und 3). Alle drei Komplexe standen zum Aufnahmezeitpunkt leer, so daß es hier wohlgemerkt um die ´Phantasie der Belebtheit´ ging. Dies erscheint als überraschender Befund, denn die Containerschule war ja im Vergleich zu den anderen Objekten erst unlängst aus der Nutzung herausgefallen. Eine psychologische Erklärung bietet sich (in Anlehnung an meinen Zweitberuf als Psychotherapeut) hier an: "das Ausmaß, mit dem sich die dort ehemals Beschäftigten mit den Gebäuden identifizieren können, steuert die sich beim Betrachter einstellende Phantasie der Belebtheit."

Gleichwohl kann ich nicht sagen, daß mir die Containerschule fremd blieb. Im Gegenteil, denn sowohl in den architektonischen Strukturen mit ihren Blickfluchten wie auch an der Schnittstelle zwischen nüchtern-funktionaler Architektur und üppig wucherndem Umgebungsgrün ergaben sich viele reizvolle ästhetische Verdichtungen und Spannungsbögen. Insofern wurde mir das Gebäude sogar auf eine bestimmte Weise vertraut, auch wenn es nun (seiner schicksalshaften Bestimmung folgend) alsbald von der Bildfläche verschwinden wird.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Thomas Brotzler


Links:
1. Projektseite zur Containerschule Mühlacker
2. Projektseite zu den Maulbronner Schenkwerken
3. Projektseite zur Mühlacker Ziegelei

 
25. August 2014