Dr. Thomas Brotzler
            Fine-Art-Fotografie


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            Nr. 07|2019

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Frühjahrsexkursion in den Vercors


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kunstfreunde,

mit dem heutigen Rundschreiben möchte ich Sie auf meine Fotoexkursion vom 25.05. bis 12.06.2019 in die französischen Westalpen hinweisen. In Frankreich findet sich eine schier unerschöpfliche Vielfalt an Landschaften, Geschichte und Kultur - dorthin reise ich nun schon seit über vier Jahrzehnten, um immer noch weiße Flecken vorzufinden, die es auf meiner persönlichen Reiselandkarte freilich noch zu füllen gilt ...

Den Einstieg mache ich wieder im »Massif de la Chartreuse« , wo ich gewissermaßen »noch etwas zu tun bzw. vom Frühjahr 2018 her eine kleine Rechnung offen« habe - siehe dazu auch Rundschreiben Nr. 04|2018 vom 17.06.2018 (»Eine Fotoexkursion ohne Bilder«) . Von dort geht es weiter in das »Massif du Vercors« , eine recht abgelegene, schroffe Gebirgslandschaft mit steilen Abbrüchen, tiefen Schluchten und schmalen Straßen - hier lobe ich mir erneut unser nur gut zwei Meter breites Wohnmobil, welches bisher mit ziemlich jeder Bergpiste klarkam.

Bilder vom Vercors gibt es noch nicht in meinem Portfolio, da ich daran bisher eben nur vorbei gefahren bin. Eine gewisse Vergleichbarkeit dürfte aber bestehen zu anderen französischen Voralpengebieten, die ich schon bereist habe - beispielhaft zeige ich das »Massif des Trois-Évêchés«  (nachstehend links) im Nordwesten des Mercantour oder den Eingang zum »Grand Canyon du Verdon«  (nachstehend rechts). Hier empfehle ich wieder einen Mausklick auf die Vorschaubilder, der eine bildschirmgroße Darstellung im voreingestellten Browser öffnet und den Reichtum der Strukturen und Tonwerte besser zur Geltung bringt.

    

Über die großartige Landschaft hinaus ist der Vercors auch ein Ort heroischer und zugleich tragischer Geschichte. Das unwegsame Gelände stellte während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg ein wichtiges Rückzugsgebiet der Résistance dar. Am 6. Juni 1944, also mit der Anlandung alliierter Truppen in der Normandie, wurde die »République libre du Vercors« ausgerufen, deren Fahne oben abgebildet ist, um auf solche Weise den Partisanenkampf in einen offenen, bewaffneten Aufstand zu verwandeln, Die Widerstandskämpfer bauten dabei auf die - allerdings recht unbestimmt gegebene - Zusage der Alliierten, dort Luftlandetruppen abzusetzen und eine Luftbrücke mit Waffen, Munition und wichtigen Gütern einzurichten. Die Zusage wurde nicht eingehalten, die Maquisards waren isoliert und auf sich gestellt.

Der Gegenschlag der deutschen Wehrmacht, verstärkt durch Miliztruppen des französischen Vasallenstaates erfolgte nach einer Woche auf brutale und kriegsverbrecherische Weise. Die Dörfer Vassieux-en-Vercors  und La Chapelle-en-Vercors  wurden nebst zahlreichen Gehöften niedergebrannt. Über 70 Zivilisten wurden als Repressalie hingerichtet und gefangene Widerstandskämpfer als Freischärler erschossen. Bei der Eroberung des Lazaretts Saint-Martin in der Grotte de la Luire  am 27. Juli wurden 19 verwundete Widerstandskämpfer ermordet, zwei Ärzte und ein Priester in Grenoble exekutiert und zwei Krankenschwestern in das KZ Ravensbrück deportiert. Insgesamt starben 639 Widerstandskämpfer und 201 Zivilisten. Pierre Dalloz, einer der Initiatoren des Widerstandes, wandte sich in seiner Wut und Verzweiflung an die Exilregierung: »Vous êtes des criminels et des lâches ! (»Ihr seid Kriminelle und Feiglinge!«)

Gleichwohl waren einige Divisionen der faschistischen Wehrmacht vor Ort gebunden und standen nicht zur Bekämpfung der alliierten Anlandung in der Normandie zur Verfügung. Ebenso war die militärische Infrastruktur derart geschwächt, dass sich der nachfolgende allierte Vorstoß von Süden her nach Grenoble in weniger als einer Woche statt der eingeplanten drei Monate vollzog.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Thomas Brotzler

 
11. Mai 2019