Dr. Thomas Brotzler
            Fine-Art-Fotografie


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            Nr. 04|2018

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Eine Fotoexkursion ohne Bilder ...


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kunstfreunde,

wie im kleineren Kreis schon angekündigt, führte meine diesjährige Frühjahrsexkursion in das französische Karthäusermassiv. Es war wiederum eine der Nachschau dienende Rückkehr, denn fotografisch war ich dort bereits einmal in den Jahren 2014 und 2016 unterwegs.

Das rechte Bild zeigt in einer Aufnahme von 2016 etwa den Mont Granier mit seiner beeindruckenden nördlichen Felswand. Diese erstreckt sich über mehr als 700 Meter und ist somit eine der höchsten in Europa. Sie ist Folge eines verheerenden Felsabbruches im November 1248, der das darunter gelegene Dorf Saint-André vollständig verwüstete und unzählige Menschenleben kostete. In solcher Weise durchmischen sich auch hier heutige Schönheit und früheres Grauen -- das umliegende Gebiet wurde nie mehr besiedelt und ist heute ein Naturschutzgebiet.

Noch etwas älter, aus dem Jahre 2014, sind die nebenstehenden Aufnahmen.

Das linke Bild zeigt die Schlucht des Guiers Mort, welcher das Gebiet gemeinsam mit dem Guiers Vif entwässert. Die Engstelle war früher mit einem Wachhaus gesichert und regelte den Zugang zum Massiv. Die Straße dazu hieß »Route du Désert«, nicht im Sinne einer Wüstenei, sondern einer seitens der Mönche gewünschten Abgeschiedenheit.

Das rechte Bild zeigt ein Detail der »Usine Botta«, einer unweit jener Engstelle befindlichen, mittlerweile stillgelegten und dem Verfall preisgegebenen Metallfabrik, die sich damals recht schön in meinem Portofolio der Industrieruinen (»Maulbronner Gießerei, Mühlacker Ziegelei, ...) ausmachte.

Dort war ich gerade eine gute Viertelstunde lang zur Nachschau (ohne Kamera) unterwegs, als unser Wohnmobil aufgebrochen und die Fotoausrüstung geklaut wurde. Das Schicksal hat hier einen wirklich seltsamen Humor an den Tag gelegt: Dieser Zwischenfall auf dem Gemeindegebiet von Saint-Pierre-de-Chartreuse führte dazu, daß ich die in diesen Wochen geplante Exkursion zur Chartreuse Notre-Dame-des-Prés bei Neuville-sous-Montreuil (Département Nord-Pas-de-Calais) gemeinsam mit meinem französischen Freund und Fotografenkollegen Jean Marc Deltombe nicht durchführen konnte.

Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben: Die Ausrüstung ist für einen Fotografen nicht mehr und nicht weniger wie ein Satz guter Pinsel, verschiedener Farben und Leinwände für einen Maler; Grund genug insofern, jedwedem Technikfetischismus abzuschwören und sich darauf zu besinnen, wie unbedeutend die Ausrüstung gegenüber dem Willen und der Fähigkeit zur Gestaltung ist. Die großartigen Landschaften des Karthäusermassivs werden noch ein bißchen warten können, und das erwähnte Karthäuserprojekt wird voraussichtlich im Herbst realisiert werden und im nächsten Jahr zur Ausstellung bereitstehen.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Thomas Brotzler

 
17. Juni 2018